Landrat Stephan Pusch steht Stephanie Jabusch-Pergens im Interview Rede und Antwort zum Thema Impfstrategie/Impfzentrum und der Teststrategie.
Hallo Stephan, danke, dass du dir die Zeit für unser Interview nimmst! Du hast in der Pandemie vor alem zum Thema "Aufklärung der Bevölkerung" mit deinen Videos viel beigetragen. In einem der letzten Videos hast du die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) kritisiert. Wie ist es seitdem im Impfzentrum gelaufen? Anfangs, als die KVNO nicht mit uns zusammengearbeitet hat, hatten wir wenig Einblick in das tägliche Geschehen am Impfzentrum. Doch schließlich hat die KVNO, die Impfärzte und die Einrichtung vor Ort mit uns zusammengearbeitet. Durch die neue Zusammenarbeit konnte unter anderem ein Konzept zur optimierten Beschaffung und Verwendung anhand der bundesweit bekannten Impfreihenfolge erarbeitet werden, sodass zum Beispiel die Restimpfungen am Abend auch an Personen gehen, die nach den Vorgaben der Corona-Impfverordnung an der Reihe wären. Alles passiert natürlich in enger Abstimmung mit unserem Gesundheitsamt. Nur wenn diese kurzfristig nicht aufgetrieben werden können, werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rettungsdienstes oder der Polizeit informiert und ihnen ein Impfangebot gemacht. Es wird also nicht willkürlich geimpft und damit ist sichergestellt, dass kein Impfstoff verfällt. Wir konnten zum Beispiel die Schutzpolizei des Kreises Heinsberg bereits fast vollständig impfen!
Das ist doch schon einmal eine gute Nachricht. Also wird hier kein Impfstoff vernichtet? Nein, das versuchen wir mit unseren abgestimmten Maßnahmen zu verhindern.
Ist es denn zu missbräuchlicher Verwendung von Impfstoff gekommen? Also konkret: Wurden Personen geimpft, die nach aktueller Coronaschutzverordnung noch nicht dran gewesen wären?
Das kann ich definitiv – für Impfungen in den einzelnen Einrichtungen – nicht ausschließen. Wir hatten zu Beginn der Impfkampagne keinen Einblick, wer wann geimpft wurde. Dies ist aber durch die Zusammenarbeit spätestens abgestellt worden! Im Impfzentrum hat es also keine Verstöße gegen die Impfreihenfolge gegeben.
Wurdest du denn schon geimpft? Nein, ich bin ja noch nicht dran. Die Impfverordnung sieht zuerst die Risikopatienten vor und dazu zähle ich nicht.
Jetzt hast du ja zurzeit nicht viel Handlungsspielraum für eine kreisweite Strategie im Kampf gegen Corona. Trotzdem hast du auf eigene Faust die Selbsttests für Schulen organisiert. Dies führte leider zu Unmut bei den Betroffenen. Warum? Tja, das ist eine schwierige Sache. Eigentlich ist die Intention dahinter, dass Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte sich hierdurch sicherer in der Schule fühlen sollen. Doch die Betroffenen hatten Probleme, diese Testabläufe in den Alltag zu integrieren. Wir hoffen, dass diese Bedenken inwzischen ausgeräumt wurden.
Also hältst du viele Tests für angebracht? Auf jeden Fall! Wir konnten zwar die Totenzahlen bundesweit reduzieren, aber Corona ist noch nicht vorbei! Ich bin ein Verfechter der Philosophie: "Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig getestet!" Daher bin ich auch froh, dass es nun bundesweit mehr Tests geben soll. Das ist, meiner Meinung nach, auch dringend nötig.
Wo wir gerade bei den Lehrkräften sind: Wie läuft die Impfung der Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräften in den Grundschulen?
Diese Berufsgruppen wurden über die Einrichtungen angeschrieben. Sie konnten zum Beispiel auf unserer Webseite einen Impftermin vereinbaren und dann dürften die meisten Impfwilligen in den nächsten drei Wochen zumindest das erste Mal geimpft worden sein.
Was sind deine aktuellen Projekte im Zusammenhang mit der Impfung und Teststrategie? Gleich nach unserem Gespräch telefoniere ich noch mit den Landräten unserer Region. Wir wollen bewirken, dass die Grenzkreise, wie zum Beispiel Euskirchen, Viersen und natürlich auch Heinsberg einen Impfstoff-Bonus erhalten, da wir als Grenzregionen einer höheren Gefährdungslage ausgesetzt sind. (Anm. d. Red.: Diese Impfstoffe wurden inzwischen von der Landesregierung zugesagt.)
Das wäre doch eine gute Nachricht für uns! Vielen Dank für deine Antworten und weiter viel Erfolg bei der Bekämpfung! Und wie sagst du zum Abschluss deiner Nachrichten immer #hsbestrong!